Lehr- und Forschungsgebiet Internationale Beziehungen

 

 

Prof. Dr.
Ralph Rotte

Internationale Beziehungen (IB) als Teilbereich der Politikwissenschaft befassen sich grundsätzlich mit allen Aspekten der Interaktion staatlicher (Staaten, internationale Regierungsinstitutionen/IGOs) und nichtstaatlicher Akteure (z.B. internationale Nichtregierungsorganisationen/INGOs) über Staatsgrenzen hinweg (Internationale Politik bzw. Transnationale Beziehungen) sowie der Formierung und Implementierung politischen Handelns einzelner Staaten (Außenpolitikforschung). Die IB befasst sich überdies mit Fragen der Weltordnung und der Wirkung globaler Strukturen auf Gesellschaften und Staaten.

Als sozialwissenschaftliche Disziplin entstanden die IB zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter dem Eindruck der Ausdifferenzierung der bisherigen Staatswissenschaften und des Weltkriegs zwischen den imperialistischen Großmächten. Zunächst entwickelten sich dabei US-amerikanische Think Tanks wie die Carnegie Endowment for International Peace (1910) und die Brookings Institution (1916), bevor 1919 erste Lehrstuhl für Internationale Beziehungen (Woodrow Wilson Chair of International Politics) an der walisischen Aberystwyth University eingerichtet wurde. Die Anfänge der IB in Deutschland sind mit der 1918/20 etablierten „Deutschen Hochschule für Politik“ in Berlin, dem Hamburger „Institut für Auswärtige Politik“ (1923) sowie dem ersten – 1925 von der Carnegie Endowment gestifteten – Lehrstuhl für Internationale Beziehungen an der Universität zu Berlin (heute Humboldt-Universität) verbunden.

Der Entstehungskontext sowie die realgeschichtliche Entwicklung der internationalen Politik hat dazu geführt, dass die Befassung mit internationalen Konflikten bis heute einen traditionellen thematischen Schwerpunkt der IB darstellt. Nach den Weltkriegen stellte sie sich insbesondere die Fragen nach der Einhegung des Krieges und der Schaffung einer friedlicheren Weltordnung. Im Zeitalter des Kalten Krieges wuchs ihr Interesse für die Grenzen und Chancen internationalen Kooperation. Heute sucht die IB ihre Zielrichtung. Zwischen dem vermeintlichen ‚Ende der Geschichte‘, den Misserfolgen westlicher Interventions- und Regimechangepolitik, dem Aufstieg Chinas und fundamentalen Herausforderungen der Europäischen Union eröffnet sich den IB ein breites Spektrum sowohl kritisch-analytischer als auch empirischer und policy-orientierter Forschungsgegenstände.

Angesichts ihres komplexen Gegenstandes weisen die IB neben ihrer Verbindung mit den anderen Teilbereichen der Politikwissenschaft zudem auch starke interdisziplinäre Bezüge insbesondere zur Geschichtswissenschaft (z.B. Entwicklung des internationalen Systems, Geschichte internationaler Organisationen und Konflikte), Volkswirtschaftslehre (z.B. Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik), zur Rechtswissenschaft (z.B. Völkerrecht), zu Soziologie und Psychologie (z.B. Funktionsweisen außenpolitischer  Institutionen und außenpolitisches Entscheidungsverhalten), zur Militärwissenschaft (z.B. Sicherheits- und Verteidigungspolitik) oder zu den Kulturwissenschaften (z.B. interkulturelle Beziehungen) auf.

Am Institut für Politische Wissenschaft ist der Bereich der Internationalen Beziehungen seit 1973 mit einer eigenen Professur vertreten, welche seit 2001 Prof. Dr. Ralph Rotte innehat. Die gegenwärtigen Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen einerseits in klassischen Feldern der IB wie der internationalen Konfliktforschung, der Außenpolitikanalyse und der europäischen Integration, und andererseits in der Internationalen Politischen Ökonomie, welche sich mit dem Verhältnis von Politik und Wirtschaft vor dem Hintergrund ökonomischer Globalisierung und Deregulierung befasst sowie sich mit entwicklungspolitischen Fragen auseinandersetzt. Als eine der wenigen politikwissenschaftlichen Stellen in der Bundesrepublik widmen sich die IB am IPW im Rahmen des Politikfeldes Internationale Sicherheit auch explizit dem Bereich der Strategic Studies, d.h. empirischen Fragen zur Wechselwirkung zwischen Politik und Militär beim zielgerichteten Einsatz von (militärischer) Macht in internationalen Konflikten.

Der Lehrstuhl im Überblick
Schwerpunkte:

 

  • Theorie und Geschichte der internationalen Beziehungen
  • Strategic Studies, Sicherheitspolitik und Konfliktforschung
  • Europäische politische und ökonomische Einigung
  • Internationale Politische Ökonomie
  • Global Governance
  • Internationale Beziehungen
  • Völkerrecht
  • Critical International Political Economy
  • Critical Security Studies
  • Peace– and statebuilding, humanitarianism and development
  • African studies
  • Internationale Organisationen
  • Vereinte Nationen
  • Policy–Analyse: Migrationspolitik
  • Policy–Analyse: Umwelt-, Wirtschafts– und Bildungspolitik
Professor:
Prof. Dr. Ralph Rotte
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

Dr. Raphaela Kell
Anna Eva Andersen
Andreas Dürholt, M.A. (VeSPoTec)
René Geiser, M.A. (VeSPoTec)
Laura Gehring  (Studentische Hilfskraft)

Sekretariat:

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