Forschungsprojekte
Politische Theorie und Ideengeschichte

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Europäische Horizonte

Unter der Bezeichnung "Europäische Horizonte" entstand im März 2004 eine Kooperation der Stadt Aachen, des Auswärtiges Amtes der Bundesrepublik Deutschland, der Vertretung der Europäischen Kommission in der Bundesrepublik Deutschland, des Kulturwissenschaftlichen Instituts des Wissenschaftszentrums Nordrhein-Westfalen und des Instituts für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen


Die Veranstalter
Unter dem Leitthema Europäische Horizonte haben sich die Stadt Aachen, das Institut für Politische Wissenschaft der RWTH, das Kulturwissenschaftliche Institut, Essen, die Vertretung der Europäischen Union in Bonn sowie das Auswärtige Amt zu einer Initiative zusammengeschlossen, um im Rahmen gemeinsam konzipierter und ausgerichteter kultureller Veranstaltungen einen öffentlichen Raum zu schaffen, in dem in regelmäßiger Folge zentrale Zukunftsfragen Europas erörtert werden können. Das thematische Spektrum und organisatorische Format der geplanten Veranstaltungen ist bewusst breit und vielfältig angelegt, wobei ihnen jedoch eine gemeinsame Grundausrichtung zugrunde liegt:

Das Anliegen
Sie thematisieren kulturelle und gesellschaftliche Begleiterscheinungen des europäischen Einigungsprozesses, die einen hohen Aktualitätsgehalt besitzen, aber angesichts der Dominanz drängender politischer und ökonomischer Probleme in der breiteren Öffentlichkeit gewöhnlich in den Hintergrund rücken. Zu diesen verdrängten Themen, die einer eigenständigen Diskussionsplattform bedürfen, gehören u.a. Fragen nach der kulturellen Identität Europas und seiner Nationen und Regionen, nach den sozialen Folgen aktueller ökonomischer Entwicklungen oder politischer Herausforderungen, nach der Position Europas innerhalb einer sich auch kulturell globalisierenden Welt sowie schließlich nach der möglichen Rolle der Kunst und der Wissenschaften - insbesondere der Kultur- und Sozialwissenschaften - bei der Aufgabe, den Prozess der europäischen Einigung reflektierend zu begleiten und öffentliche Debatten zu kulturellen Grundfragen Europas zu initiieren.

Der Anspruch
Die Veranstaltungen der Reihe Europäische Horizonte besitzen eine gesamteuropäische Ausrichtung, die sich in der Internationalität des Teilnehmerkreises niederschlägt. In den Veranstaltungen sollen Vertreter aus allen europäischen Ländern zusammenkommen, um einen Europa übergreifenden Diskussionszusammenhang zu schaffen und eine Vernetzung kultureller Dialoge über Sprachbarrieren und nationale Grenzen hinweg zu ermöglichen. Um diesem Anspruch genügen zu können, sollen die Veranstaltungen auch mehrsprachig ausgerichtet werden. Die Veranstaltungen sollen zudem verschiedene gesellschaftliche Gruppen miteinander ins Gespräch bringen. Es sollen keine internen Spezialdiskurse unter Wissenschaftlern und Experten gepflegt werden, sondern es sollen Foren geschaffen werden, in denen wichtige und bekannte Personen der europäischen Öffentlichkeit - aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft, aus Kirchen, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Organisationen - zusammenkommen, um aktuelle Herausforderungen, Entwicklungen und Perspektiven der europäischen Gesellschaften aus ihren jeweiligen Blickwinkeln differenziert zu erörtern. Die Veranstalter erwarten, dass sich im Austausch dieser verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen aus allen Teilen Europas eine Vernetzung kultureller Diskurse über die traditionellen nationalstaatlichen Diskursgrenzen hinweg ergibt. Insofern sollen die geplanten Veranstaltungen auch einen wichtigen Beitrag zur Schaffung einer gesamteuropäischen Öffentlichkeit leisten.

Weitere Informationen:
Europäische Horizonte




Politische Kompetenz und kritische Kreativität: "Bunker"-Projekt

Leitung: Dr. Jürgen Jansen

Die universitäre Ausbildung bleibt häufig auf theoretische Reflexionen beschränkt, praktische Handlungskompetenzen werden kaum vermittelt. Das Bunker-Projekt am Institut für Politische Wissenschaft (Laufzeit: WS 1999/2000 bis Sommersemester 2001) versucht, den Graben zwischen Theorie und Praxis zu überbrücken. Dies geschieht dadurch, dass sowohl Varianten und Motive zivilgesellschaftlichen Engagements mittels sozialwissenschaftlicher Analysen beleuchtet werden, als auch beabsichtigt ist, die gewonnenen Erkenntnisse direkt auf die konkrete Arbeit am Bunker anzuwenden und durch die praktischen Erfahrungen aller Betroffenen vor Ort zu erweitern.

Was ist das Bunker-Projekt?
Arbeitsmittelpunkt des Projektes ist ein großer Bunker, der im Zweiten Weltkrieg zum Schutz der Bevölkerung im Ostteil Aachens erbaut wurde. Der Bunker liegt an der Hein-Janssen-Straße, Ecke Scheibenstraße, nahe der Ganztagshauptschule Aretzstrasse. Das Vorhaben "Wandmalerei" an der Außenfläche des Bunkers ist der erste Teil eines größeren Projektes, das der Künstler Gerd Lebjedzinski mit seinen Schülern der Hauptschule Aretzstraße begann und zu dem er das Institut 1999 zur Mitarbeit einlud. Seitdem haben Studierende des Seminars "Politische Kompetenz und kritische Kreativität" dabei mitgearbeitet, das Thema der politischen Wandmalerei allgemein und die Geschichte Aachens als einen politischen und zeitgeschichtlichen, künstlerischen wie sozialen Auftrag zu durchdenken und durchzusetzen. Die Beiträge der Studierenden beziehen sich in einem ersten Schritt im wesentlichen auf die Auswahl und Aufarbeitung aussagefähiger und verallgemeinerbarer Themen aus der Geschichte der Stadt, auf die Kommunikation mit ZeitzeugInnen und anderen betroffenen BürgerInnen sowie die Erstellung von Informationsmaterialien und pädagogischen Begleitunterlagen zum Projekt. In einem zweiten Schritt wird zusammen mit den Schülerinnen und Schülern der Schule Aretzstraße unter Anleitung von Gerd Lebjedzinski der Bunker bemalt, so dass Schulklassen, aber auch Touristen und andere Besucher der Stadt gleichsam auf einer großen Wand die Geschichte Aachens seit der Römerzeit in ihren politisch relevanten Momenten vorgestellt bekommen.
Der Innenraum des Bunkers könnte als Friedensmuseum dienen, so zumindest ist es angedacht.

Kontakt: Dr. Jürgen Jansen
 juergen.jansen@ipw.rwth-aachen.de




Vergangenheitsbewältigung in Polen seit 1989

gefördert von der Volkswagen-Stiftung
Laufzeit: August 1998 bis Februar 2001
Leitung: Prof. Dr. Helmut König
 koenig@ipw.rwth-aachen.de
Bearbeiterin: Dr. Sabine Grabowski

Es wurde eine umfassende Dokumentation und Analyse der Gesetzgebung im Bereich der Vergangenheitsaufarbeitung für Polen erarbeit. Dabei zeigte sich, daß es einen kontinuierlichen Prozeß der Auseinandersetzung mit der kommunistischen Vergangenheit in Polen seit 1989 gibt, dessen Intensität sich im Laufe der Jahre verstärkt hat und der zunehmend zum Gegenstand der politischen Auseinandersetzung geworden ist. Eine Politik des "dicken Strichs" hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben, wohl aber eine durch die Form der Transformation bedingte Rücksichtnahme von Regierungsseite bei der Behandlung relevanter Probleme zu Belginn der Regierung Mazowiecki, die jedoch durch die Tätigkeit der "neuen" Parlamentarier konterkariert wurde. Im Bereich der strafrechtlichen Vergangenheitsbewältigung wurden exemplarisch mehrere Prozesse untersucht, die weegen verbrecherischer Tätigkeit gegen Funktionäre des Regimes angestrengt wurden. Es zeigte sich, daß solche Prozesse, nach rechtsstaatlichen Prinzipien geführt, in ihrer Wirkung nicht unbedingt dazu beitragen, das Gerechtigkeitsempfinden der Völkerung zu befriedigen, daß sie aber trotzdem für die öffentliche Diskussion unentbehrlich sind.

Abschlußbericht des Projekts: Sabine Grabowski, Vergangenheitsbewältigung in Polen seit 1989 (Manuskript, Februar 2001)

Publikationen:
  • Grabowski, Sabine: Vergangenheitsbewältigung in Polen nach 1989, in: 22 Blicke auf Osteuropa, Materialien für die 4. Brühler Tagung junger Osteuropa-Experten, hrsg. v. Jörn Grävingholt u.a., Sonderveröffentlichung des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Mai 1998, S. 49-50.
  • Grabowski, Sabine: Vom "dicken Strich" zur "Durchleuchtung" - Ansätze zur Vergangenheitsbewältigung in Polen, in: Osteuropa 48 (1998), S. 1015-1023.
  • Grabowski, Sabine und Veser, Reinhard: Die Richter und ihre Richter. ZUr Rolle der Justiz bei der Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit Polens, in: Osteuropa 48 (1998), A337 - A342.
  • Grabowski, Sabine: Vergangenheitsbewältigung in Polen. Dossier und Analyse, in: Leviathan Sonderheft 18/1998, S. 261-290.
  • Grabowski, Sabine: Alek und Bolek. Das Lustrationsverfahren im polnischen Präsidentschaftswahlkampf 2000, in: Osteuropa 50 (2000), A379 - A386.
  • Grabowski, Sabine: Mit den Mitteln des Rechtsstaats - Vergangenheitsbewältigung in Polen nach 1989, in: WeltTrends Sommer 2001.
  • Grabowski, Sabine: Politische Kultur im Umbruch. Die Auswirkungen der Vergangenheitsbewältigung auf die polnische Gesellschaft, in: Osteuropa 51 (2001).





Wissenssoziologie und Romantik

gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: Februar 1998 bis Januar 2000
Leitung: Prof. Dr. Helmut König
 koenig@ipw.rwth-aachen.de
Bearbeiter: Dr. Henrique Ricardo Otten

Ausgangspunkt für die Arbeit des Projekts ist die bisherige Bewertung des romantischen Denkens in der politischen Theoriegeschichte. Die Romantik wird bis heute fast ausschließlich als konservative bis reaktionäre Bewegung eingestuft.

Das Projekt zeigt anhand einer vergleichenden Untersuchung von Denkern aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, daß romantische Motive ganz unterschiedlicher Art sich nicht nur in "rechten", sondern auch in "linken" oppositionellen Strömungen finden lassen. Als Vertreter rechten Denkens wird Othmar Spann, als Beispiel eines linksromantischen, utopisch-messianischen Denkens wird der Anarchismus Gustav Landauers untersucht.

Grundlegend für die theoretische Forschung ist die Aufarbeitung der ebenfalls in 20er Jahren entstandenen wissenssoziologischen Ansätze. Das theoretische Arsenal der Wissenssoziologie wird herangezogen, um die politikwissenschaftliche Relevanz romantischer Motive herauszufinden. Der wichtigste Autor ist hier Karl Mannheim, der romantisches Denken analysiert, es aber zugleich auch in seine eigenen Konzeptionen produktiv aufnimmt.

Abschlußbericht des Projekts: Almut Kriele/Henrique Ricardo Otten, Politische Valenzen neuromantischen Denkens: Gustav Landauer und Othmar Spann (Manuskript, 131 Seiten, März 2001)

Publikation:
  • Otten, Henrique Ricardo: Befehl oder Gebot? Über Carl Schmitt, das Gesetz und die Gewalt. In: Ursula Erzgräber / Alfred Hirsch (Hrsg.): Sprache und Gewalt. Berlin 2001, S. 311 - 339.





Klaus Mehnert 1933 - 1945

gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der RWTH Aachen
Laufzeit: April 1997 bis Juni 1998
Leitung: Prof. Dr. Helmut König
 koenig@ipw.rwth-aachen.de
Bearbeiter: Dr. Michael Kohlstruck

Klaus Mehnert (1906 - 1984) war von der zweiten Hälfte der 20er Jahre bis Anfang der 80er Jahre Journalist, Publizist, politischer Berater und Wissenschaftler. In der Bundesrepublik hat er seit den frühen 50er Jahren durch seine politischen Publikationen eine beispiellose Wirkung entfaltet. Von 1961 bis 1971/72 war Mehnert der erste Inhaber des neugegründeten Lehrstuhls für Politische Wissenschaft an der RWTH Aachen.

1995 ist nicht nur die Verstrickung eines früheren Rektors der RWTH Aachen in das NS-Regime bekanntgeworden, auch gegen Mehnert sind erneut Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus laut geworden.

Das Forschungsprojekt rekonstruiert detailliert und quellennah die politische Biographie von Klaus Mehnert in den Jahren des 1933 bis 1945.

Abschlußbericht des Projekts: Michael Kohlstruck, Klaus Mehnert 1933 - 1945 (Manuskript, 317 Seiten, Februar 2000)